6. Investitionen
Abb. 6.1: Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland
Kommentar: In Deutschland ist die Investitionsneigung seit langem sehr schwach. Die Quote der Bruttoanlageinvestitionen ist von 23% im Jahre 2000 auf 20% im Jahr 2008 gesunken. Seit 1917 stieg sie leicht an. Der Anteil des Wohnungsbaus wächst spürbar.
Abb. 6.2: Veränderungsraten Investitionen in Deutschland - real - und Zinssätze
Erläuterung: Die Veränderungen der Investitionen sind entsprechend ihrer Relation zum jeweiligen BIP gewichtet. Sie verstehen sich als Wachstumsbeiträge und können addiert werden.
Abb. 6.3: private Investitionen und Konjunktur
Erläuterung: Regressionszusammenhang 1992-2008, Quartale, Veränderungen in % Vj, R2 = 0,61, Ipowr = 2,55 * (LVroIp – 1,7%). Das bedeutet: Erst ab einem Wachstum der übrigen Entstehungsbereiche der deutschen Wirtschaft von etwa 1,7% wachsen auch diese Investitionen.
Abb. 6.3a: private Investitionen und Konjunktur
Erläuterung: Regressionszusammenhang 1995-2008, Monate, 3 Monate Vorlauf des Auftragseingangs, Veränderungen in %Vj, R2 = 0,61: Ipowr = 0,62 * Av_3m + 0. Der Auftragseingang der Industrie läuft den privaten Investitionen um 3 Monate voraus.
Kommentar zu Abb. 6.3 und 6.3a: Beide Abbildungen verdeutlichen: Im Widerspruch zur klassischen Theorie hängt die Entwicklung der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau in hohem Maße von der übrigen Konjunkturentwicklung ab – Konsum, Staat, Export. Diese Investitionen haben keinen bestimmenden Einfluss auf das Wachstum, sondern verstärken dessen Boomphasen wie dessen Abschwungphasen.
Abb. 6.4: Wachstumsraten und Beiträge der Brutto-Anlageinvestitionen - D, EU und USA - real
Erläuterung: Die internationale Statistik fasst private und öffentliche Investitionen und Wohnungsbau zusammen.
Abb. 6.5: Sparen und Investieren - Gesamte Volkswirtschaft
Erläuterung: Die Bruttoinvestitionen werden durch Abschreibungen, Ersparnis und den Finanzierungssaldo finanziert. Der Finanzierungssaldo einer Volkswirtschaft ist gleich dem negativen Finanzierungssaldo der übrigen Welt.
Kommentar: Von 2000 bis zur Finanz-Krise ist die Quote der nominalen Investitionsaufwendungen relativ zum BIP gesunken, während die gesamtwirtschaftliche Sparquote deutlich gestiegen ist. Beides schlug sich in einem wachsenden positiven Finanzierungssaldo gegenüber der übrigen Welt nieder, dh. Kapitalexport. Von den 1,3 Billionen Euro deutsche Gesamtersparnis der Jahre 2002 bis 2008 sind 60% ins Ausland geflossen. Wie viele dieser Ersparnisse im Strudel der Finanz-Krise verloren gegangen sind, ist unbekannt. – Nach der Finanz-Krise lag der Anteil des Kapitalexports an der deutschen Gesamtersparnis regelmäßig zwischen 60% und 80%!, im 1. Quartal 2024 bei 88%.
Abb. 6.5a: Sparen und Investieren - Private Haushalte und private Org. o.E.
Erläuterung: Hierin sind auch die Investitionen der Selbstständigenhaushalte enthalten.
Abb. 6.5b: Sparen und Investieren - Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Kommentar: Die Bruttoinvestitionen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften werden weitgehend durch Abschreibungen finanziert.
Abb. 6.6: Sparen, Investitionen und Zinsen
Kommentar: Nach der herrschenden neoklassischen Theorie steuert der Zinssatz Sparen und Investieren. Die Realität widerspricht dem unübersehbar. Zwischen 1991 und 2015 ist die Umlaufrendite von 8,8% gegen Null gesunken. Preisbereinigt verlief die Zinsentwicklung ab 1995 parallel dazu. In dieser Zeit sind weder die Investitionen gestiegen (Nettoinvestitionen von über 9,5% BIP auf unter 3% gesunken), noch ist die Sparneigung entsprechend gesunken (volkswirtschaftliche Sparquote 1991 bei 9%, seit 2013 über 10%, private Sparquote zwischen 1991 und 1998 von 13% auf 9% gesunken, seitdem schwankt Sie um 10%). Bis 2000 war die nationale Sparquote annähernd gleich groß wie die Quote der Nettoinvestitionen. Seitdem hat sich die nationale Sparquote verdoppelt, während sich die Quote der Nettoinvestitionen halbiert hat.
In der Corona-Krise lag die nationale Sparquote im 2. Quartal 2020 bei 17%, die der Privaten Haushalte bei 20%. Beide Sparquoten schwanken mit den Corona-Wellen. Im 4. Quartal 2021 haben sie sich weitgehend normalisiert.